Reiten „ohne alles“

Reiten „ohne alles“ – Freiheit pur

Reiten ohne alles – auch Du und Dein Pferd könnt dies mit den richtigen Grundlagen lernen. Ich gebe Dir hier etwas Inspiration und Du kannst mich gerne kontaktieren, solltet Dein Pferd und Du Hilfe benötigen! : )

Reiten „ohne alles“ macht nicht nur riesigen Spaß – Es schult feines Reiten und festigt das Vertrauen zwischen Reiter und Pferd. Ich habe es Karin Tillisch und ihrem Buch „Reiten ohne Sattel und Zaumzeug“ zu verdanken, dass ich als Jugendliche überhaupt erst auf die Idee kam, das Reiten ohne alles meinem damaligen Pferd Koji beizubringen. Damals habe Koji, wie in Karin Tillischs Buch beschrieben, Step-by-Step an das Reiten ohne Zaumzeug gewöhnt. Von der Trense zu gebisslos, von gebisslos zu Halsring und so weiter. Wir hatten es immerhin bis zum fliegenden Wechsel geschafft!

Koji am Cordeo

Bei Sina, meinem zweiten Pferd, lief es ganz anders. Ich brachte ihr alle Grundlagen des Horsemanship bei, verfolgte beim Anreiten eine zügelunabhängige Reitweise, brachte ihr am Boden noch kurz ein paar „Notfallknöpfe“ zum Lenken bei – und nahm die Trense eines Tages einfach ab. Ich habe es ihr sozusagen im Rahmen des Anreitens mit beigebracht. Erst heute erkenne ich wieder den unbezahlbaren Wert dieser Arbeit für die Ausbildung des Pferdes. Sina und ich profitieren in der normalen Dressur- und Westernausbildung davon! Einfach alles wird besser, ich kann die gesamte Ausbildungsskala auflisten: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung, Versammlung.

Überprüfung des Ausbildungsstandes: einfach mal die Trense weglassen

Voraussetzungen für das Reiten „ohne alles“

Wichtigste Grundlage für das freie Reiten: gegenseitiges Vertrauen!

Das Pferd muss absolutes Vertrauen in den Menschen haben und umgekehrt, bevor der Reiter die Zäumung abnehmen kann. Wenn Dein Pferd beispielsweise immer wieder durchgeht, das Tempo selbst bestimmt oder die Lenkung nicht funktioniert, dann fehlt es an grundlegender Vorarbeit. Das kann mehrere Ursachen haben: entweder hat Dein Pferd Dich nicht als Führungspersönlichkeit akzeptiert oder Du gibst Deine Hilfen beim Reiten nicht konsequent oder eindeutig genug. Schaffe erst absolutes Vertrauen durch Bodenarbeit und dann im Sattel, bevor Du Dich an das Reiten ohne Zaumzeug wagst! Am Boden legst Du die Grundlagen für die Kommunikation vom Pferderücken aus.

Reiten ohne Sattel und Zaumzeug – Schritt für Schritt

ACHTUNG – das hier sollen lediglich einige Tipps sein! Bitte sieh den nachfolgenden Text nicht als eine absolut vollständige Anleitung, sondern als Inspiration!!!

Probiere die Übungen ANFANGS AUSSCHLIESSLICH in einer Halle/auf einem umzäunten Platz aus!

Auch wenn er hier auf den Fotos nicht immer vorhanden ist: SETZ DEINEN REITHELM AUF!!!

1. Reiten ohne Sattel

Das haben wohl fast alle Reiter schon mal gemacht – Reiten ohne Sattel 🙂 Dennoch solltest Du das, bevor Du auch noch den Zaum abnimmst, nochmal etwas üben. Du brauchst ein SEHR gutes Gleichgewicht auf dem Pferderücken, da Dein Pferd und Du euch am Anfang ohne Zaumzeug erst aufeinander einstellen müsst. Die eine oder andere abrupte (versehentliche) Wendung kann durchaus mal dabei sein 😉 Ich habe hier ein paar nützliche Tipps für Dich:

– Reite ohne Sattel am Anfang erst mit dem Zaumzeug Deiner Wahl, mit oder ohne Gebiss.

– Falls es Dir auf dem blanken Pferderücken etwas zu rutschig ist, kannst Du Dir z.B. mit einem Deckengurt oder Longiergurt eine Schabracke oder ein Pad am Pferd befestigen. So wirst du die Bewegungen Vom Pferd anfangs besser sitzen können.

– Übe auch ruhig mal einen Sprung über ein kleines Cavaletti, um als Reiter noch „sattelfester“ ohne Sattel zu werden : )

Behalte bitte im Hinterkopf, dass das Reiten ohne Sattel auf Dauer nicht so gut für den Rücken Deines Pferdes ist. Das ist leider kein Mythos: als ich Sina eine Zeit lang (aus Mangel eines Sattels) ohne Sattel geritten bin, hatte die Arme nach einiger Zeit zwei Kulen von meinen Sitzbeinhöckern im Rücken…

2. Reiten ohne Zaumzeug

Reiten ohne Trense mit Koji

Damit Du Dein Pferd ohne Zaumzeug reiten kannst, muss es in höchstem Maße auf Gewichts- und Schenkelhilfen reagieren (hier heißt es als Reiter: üben, üben, üben! kein noch so ausgeklügelter Hilfszügel wird Dich dort hinbringen können :))! Nicht jede Biegung muss gleich funktionieren, aber die Richtung musst Du problemlos mit Gewicht und Schenkeln bestimmen können. Auch hier ein paar Tipps:

– Lerne die Grundlagen des Horsemanship und wende sie auch als Reiter an.

– Behalte den Sattel, bei Deinen ersten Versuchen ohne Zaumzeug zu reiten, an!

– Beachte beim „normalen“ Reiten immer die Grundregel: ZUERST Gewichtshilfe, DANN Schenkelhilfe, ZUM SCHLUSS Zügelhilfe. Das gilt übrigens immer. Auch beim Reiten mit Zäumung.

– Übe Wendungen, Übergange, Tempiwechsel mit durchhängenden Zügeln zu reiten.

– Übe gegebenenfalls vorher noch gebisslos zu reiten oder probiere es mit einem Halsring.

– Probiere das Zaumzeug erst am Ende einer normalen Arbeitseinheit abzunehmen, wenn Dein Pferd bereits etwas müde ist und gut mitgearbeitet hat. Mache Deine ersten Versuche ohne Zaumzeug zu reiten im Schritt und steige nach wenigen Minuten ab, um Dein Pferd für die tolle Arbeit zu belohnen.

– Bringe Deinem Pferd eine Notbremse bei!!! Meinen eigenen Pferden bringe ich z.B. immer bei, aus allen Lebenssituationen auf ein „Shhh!“ hin anzuhalten.

– Ich bringe dem Pferd außerdem bei, auf das Anlegen der Gerte am Hals, von der Gerte weg zu wenden, wenn Gewichts- und Schenkelhilfen nicht ausreichen (wie beim sogenannten „Neck Reining“, belese Dich gern dazu!). Des Weiteren bringe ich dem Pferd bei, beim Anticken der Gerte auf die Pferdebrust hin anzuhalten. Mindestens das „Stöckchen“ habe ich also immer dabei, damit ich mein Pferd im Notfall auch wirklich bremsen kann.

– Falls Dein Pferd doch einmal zu schnell wird und Du es nicht über den Sitz und Gerte langsamer geritten bekommst, reite einige Volten, um das Tempo zu reduzieren oder nimm Dir eine Ecke zum Bremsen zur Hilfe.

3. Reiten ohne Sattel und Zaumzeug

Horsemanship steht, Bodenarbeit klappt, Reiten am durchhängenden Zügel, vielleicht sogar mit Halsring, funktioniert? Super! Dann steht Deinem Ritt „ohne alles“ ja nichts mehr im Weg! : ) Auch hier einige letzte Tipps:

– Wenn Du das Zaumzeug das erste mal abnimmst, probiere das am Ende einer Trainingseinheit im Schritt, wenn Dein Pferd schon etwas müde ist und nicht mehr so viel „Go“ hat (also wie schon zuvor bei der Einheit mit Sattel).

– Gib Dich am Anfang mit sehr wenig zufrieden und belohne Dein Pferd damit, dass Du absteigst und die Arbeit beendest, wenn es gehorcht!

– Steigere Deine Anforderungen langsam und erst dann, wenn Du ein absolut sicheres Gefühl hast. Du musst nicht gleich beim ersten mal Galopp ausprobieren 😉

Abschließend sei gesagt: Vertrauen des Pferdes zum Menschen, ein gutes Horsemanship, ist das A und O.

Du musst wissen, dass das „Reiten ohne alles“ sehr schnell zu lernen ist, wenn Mensch und Pferd sich gegenseitig verstehen. Wenn durch Bodenarbeit alle Grundlagen der Kommunikation gelegt worden sind, wird auch Reiten keine Hürde mehr sein – Reiten ohne alles ist dann meiner Erfahrung nach einfach nur ein i-Tüpfelchen im Rahmen der „normalen“ Ausbildung des Pferdes. Tier und Mensch lernen schließlich, sich gemeinsam wie Tänzer in immer größer werdenden Harmonie zu bewegen!

Du möchtest mehr erfahren? Dann melde Dich gerne bei mir!