Das Pferd steigt

Pferd steigt – was tun?

Wenn Dein Pferd steigt, kann das sehr unangenehm werden. Egal ob beim Führen, Reiten oder anderen Alltagssituationen – ein steigendes Pferd ist eine gefährliche Angelegenheit. Das Steigen kann verschiedene Ursachen haben und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Im folgenden Artikel möchte ich so ausführlich wie möglich auf diese Problematik eingehen und Dich über mögliche Ursachen und was Du dagegen tun kannst, informieren. 

1. Analysiere die Situation

Wenn Dein Pferd steigt, gibt es verschiedene Wege, mit denen Du gegen das Steigen vorgehen kannst. Bevor Du das Problem bei Deinem Pferd allerdings angehen kannst, musst Du das Steigen genau analysieren und Dir folgende zwei Fragen stellen und beantworten können:

In welchen Situationen steigt Dein Pferd?

Was führt zum Steigen bzw. was ist der Auslöser?

2. Finde die Ursache

Folgende Ursachen können zum Steigen beim Pferd führen:

1. Das Pferd hat Angst oder vertraut Dir nicht

2. Das Pferd ist mit der Situation überfordert

3. Das Pferd hat keinen Respekt vor Dir

4. Das Pferd ist nicht ausgelastet

5. Das Pferd hat Schmerzen

Du kennst Dein Pferd sicherlich besser als jeder andere, und dennoch können auch bei Euch in der Pferd-Mensch-Kommunikation Missverständnisse auftreten. Ein Pferd zeigt uns allerdings, im Gegensatz zu vielen Menschen, sehr genau was es von einer Situation hält, in der es sich gerade befindet. Um das herauszufinden,wirf einen Blick in das Gesicht Deines Pferdes. Das ist kein Witz! Pferde haben eine sehr ausgeprägte Mimik! Rümpft Dein Pferd zum Beispiel wortwörtlich die Nase oder reißt es vor Angst die Augen weit auf? Während ersteres beispielsweise übersetzt so viel bedeutet wie: „Ich finde das gerade echt bescheiden, was Du da gerade von mir verlangst“, können weit aufgerissene Augen des Pferdes auf Angst oder Überforderung hindeuten. Wenn Du Dir allerdings sicher bist, dass Dein Pferd Dich als Führungspersönlichkeit akzeptiert (Du hast Dein Pferd stets mit Leichtigkeit unter Kontrolle, kannst es überall hindirigieren, es folgt Dir respektvoll überall hin, es versucht nicht Dich regelmäßig umzurennen usw.), dann kannst Du Schmerz als Ursache in Betracht ziehen.

3. Löse die Ursache anstatt die Symptome zu bekämpfen

Oftmals erlebe ich, dass Menschen, statt die Ursache anzugehen, die Symptome eines Problems bekämpfen. Ein Beispiel: das Pferd steigt immer bei einem bestimmten Weg – dann wird dort nicht mehr lang geritten. Das Pferd steigt beim Loslassen auf der Koppel – dann wird der Haken nicht mehr am Halfter befestigt sondern einfach der Strick durch den Ring gezogen und bei Bedarf rutscht er durch und so weiter. Solch ein Umgang mit Problemen führt meist dazu, dass das gesamte Handling mit dem Pferd für den immer anstrengender wird, da nicht das Pferd sich am Menschen orientiert, sondern der Mensch am Pferd. Das führt zu immer mehr Stress auf beiden Seiten. Willst Du dem Pferd eine gute Führungspersönlichkeit sein, musst Du ihm zeigen, wie es mit den Situationen im Leben am besten umgeht. Finde also die Ursache für das Steigen und beseitige sie.

Lösungen für mögliche Ursache 1: Wenn Dein Pferd Angst hat oder Dir nicht vertraut

1. Bleib ruhig

Bei ängstlichen Pferden musst Du Deine Emotionen, und bei ganz großen Sensibelchen, sogar Deine dafür ursächlichen Gefühle dahinter besonders gut kontrollieren können. Beispiel: Selbst wenn Du keinen Schrei und keinen Ruck am Halfter von Dir gibst, während Du kochende Wut Deinem Pferd gegenüber fühlst, wird ein sensibles Pferd diese Wut dennoch spüren und Angst haben Dir zu folgen. Das klingt vielleicht übertrieben, aber diese Erfahrung habe ich mehr als einmal gemacht. Akzeptiere die Situation wie sie ist und lerne entspannt zu bleiben – Du gehst das Problem jetzt ja schließlich an. Bleib in jeder Situation cool 😉

2. Sei konsequent

Konsequenz fördert das Vertrauen des Pferdes in Dich, weil das Pferd „weiß was kommt“. Du vermittelst dem Pferd damit ein Stück weit Sicherheit. Achte also darauf, Deinem Pferd immer klare, auf die gleiche Art und Weise sich in der Stärke steigernde und gleiche Hilfen für die gestellte Aufgabe zu geben, damit sich eine wiederkehrende und somit verständliche Logik für das Pferd ergibt.

3. Zerlege die Aufgabe gegebenenfalls in Teilschritte – Gehe vom Leichten zum Schweren

Es ist wichtig, sich bei Problemen zwischen Mensch und Pferd, genug Zeit zu nehmen, vor allem wenn das Pferd bereits schlechte Erfahrungen gesammelt hat. Manchmal kann es also helfen, die dem Pferd gestellte Aufgabe in kleinere Schritte zu zerlegen. Geht Dein Pferd beispielsweise nicht in den Hänger, kannst Du ausprobieren, wie das Pferd auf unterschiedliche Untergründe generell reagiert: Geht es auch nicht über Planen oder durch Engstellen hindurch? Dann kannst Du die Plane beispielsweise falten um sie kleiner zu machen und Dein Pferd anschließend hinüber führen und auch schicken (lass das Pferd beim Hinüberführen genug Abstand von Dir halten, am besten an einem längeren Seil, damit Du Platz hast und es nicht in Dich reinspringen kann). So bekommst Du Übung darin, wann Du mehr oder weniger Druck ausüben musst, um das Pferd in die richtige Richtung zu bewegen. Anschließend kannst Du das auch bei anderen Böden probieren und Dich schließlich wieder an den Hänger wagen. Die Vorarbeit hat beim Pferd bereits das Vertrauen in Dich gefestigt.

4. Belohne gewünschtes Verhalten und wirke unerwünschtem Verhalten entgegen

Die Grundregel lautet: jeder Gedanke des Pferdes in die richtige Richtung (z.B. Riechen an der Plane oder der Hängerklappe) wird belohnt (z.B. durch ein Leckerli und IMMER mit kurzem Warten), bei jedem Gedanken in die falsche Richtung (z.B. seitlich stellen oder rückwärts laufen), bleibst Du dran (gibst z.B. weiterhin die Hilfe oder hast weiterhin Zug am Halfter). Warte zwischen den Schritten und gönne Deinem Pferd damit eine Denkpause.

Lösungen für mögliche Ursache 2: Wenn Dein Pferd mit der Situation überfordert ist

Beachte die gleichen Schritte wie beim ängstlichen Pferd und verfolge ganz besonders den Grundsatz: Gehe vom Leichten zum Schweren.

Manche Pferde bieten uns von sich aus so viel von selbst an, dass wir gar nicht merken, wenn sie mit einer bestimmten Aufgabe auf einmal vollkommen überfordert sind, weil wir einige Zwischenschritte weggelassen haben. Auch hier hilft es, wie beim ängstlichen Pferd, die ihm gestellte Aufgabe in mehrere Teilschritte zu zerlegen.

Ein sehr anschauliches Beispiel hierfür ist der Besuch vom Hufschmied oder Hufbearbeiter bei einem Jungpferd: da kommt jemand für das Jungpferd vollkommen Fremdes, das Pferd soll auf einmal länger als nur kurz zum Hufe auskratzen das Bein heben und überhaupt soll es länger als 20 Minuten still stehen, und dann hämmert einem der Fremde auch noch auf den Füßen rum. Also ich wäre da an Stelle des Jungpferdes überhaupt nicht begeistert – dass es also durchaus mal vorkommt, dass junge Pferde beim Hufschmied steigen, ist überhaupt nicht verwunderlich. Es geschieht aus der Überforderung des Jungpferdes heraus und bedeutet Stress pur für alle. Das Blöde ist, wenn das Pferd erstmal gelernt hat, dass es durch ein solches Verhalten den Hufschmied los wird, wird das Pferd die nächsten male SEHR konsequent mit seinem Verhalten sein und z.B. das Steigen durchziehen. Natürlich ist für die meisten Jungpferde der erste Besuch des Hufschmieds (vor allem wenn dieser einfühlsam ist) keine große Hürde, aber eben nicht für alle.

Damit es also gar nicht erst zu so etwas kommt, kannst Du dem (in diesem Fall jungen) Pferd bereits im Vorfeld helfen, diese Situation gut zu meistern. Zerlege kompliziertere Aufgaben in kleinere Zwischenschritte. In der beschriebenen Situation bedeutet das also z.B.: Übe dass Dein Pferd länger als die Dauer des üblichen Putzens geduldig am Anbindeplatz steht, übe dass es Dir auch mal mehrere Minuten ein und denselben Huf gibt ohne zu Zappeln, klopfe mit einem Hammer erst leicht und später stärker auf den Huf. Dieses Prinzip kannst Du auf verschiedene Situationen im Alltag übertragen. Werde kreativ!

Lösungen für mögliche Ursache 3: Wenn Dein Pferd Dich nicht respektiert

Manchmal ist nicht Angst, mangelndes Vertrauen oder Überforderung die Ursache für widersetzliches Verhalten, sondern die Tatsache, dass das Pferd die gestellte Aufgabe einfach nicht erfüllen möchte, weil es ihm z.B. zu unbequem oder anstrengend ist. Bei solchem trotzigen Verhalten ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Damit Du entsprechende Schritte einleiten kannst, musst Du erst einschätzen, wie Dein Pferd auf verschiedene Handlungen Deinerseits reagiert. In jedem Fall musst Du Dich hier durchsetzen, zur Sicherheit aller Beteiligten.

1. Wie zuvor: Bleib ruhig und sei konsequent!

Das sind zwei grundlegende Dinge die es einfach immer zu beachten gilt 😉

2. Schätze das Nervenkostüm und den Charakter Deines Pferdes ein und wähle eine entsprechende Herangehensweise

Auch wenn Du Dich in so einem Fall durchsetzen musst, musst Du das in einem dem Nervenkostüm und dem Charakter des Pferdes angemessene Art und Weise tun. Wenn Du beispielsweise ein sehr sensibles Pferd hast, kann eine zu heftige Reaktion Deinerseits z.B. dafür sorgen, dass das Pferd vollkommen überreagiert und nicht mehr ansprechbar wird. Auf der anderen Seite kann bei einem sehr dominanten Pferd eine zu lasche Reaktion deinerseits erfolglos bleiben. Manchmal musst Du auch einfach sturer sein als das Pferd, vor allem wenn das Pferd ein besonders dünnes Nervenkostüm hat und jede heftige Aktion deinerseits in vollkommener Kopflosigkeit seitens des Pferdes enden würde. Als Orientierung bei Widersetzlichkeiten kannst Du Dir dennoch merken: je stärker die Reaktion des Pferdes, desto stärker darfst Du darauf antworten. Wenn das Pferd Dich beim Steigen z.B. gezielt angreift, dann ist es durchaus legitim auch ein paar mal am Strick zu rupfen, damit Du das Pferd von Dir weg bekommst und es Dich nicht verletzt.

3. Sei schneller als das Pferd

Schneller zu reagieren als das Pferd ist eigentlich noch viel wichtiger als alles andere. Wenn das Pferd bereits steigt, ist es meist zu spät. Du musst lernen bereits im Ansatz zu erkennen, sobald das Pferd dies auch nur in Erwägung zieht und dann entsprechend korrigieren. So verhinderst Du die Eskalation der Situation.

4. Belohne auch in diesem Fall stets jedes positives Verhalten

Das Prinzip ist das gleiche wie beim ängstlichen Pferd – Belohne positives Verhalten immer mit einem Warten und gegebenenfalls einem Leckerli, bevor das Pferd den nächsten Schritt machen soll. Freue Dich auch wirklich über jeden Schritt in die richtige Richtung 🙂

Lösungen für mögliche Ursache 4: Wenn Dein Pferd nicht ausgelastet ist

Laste das Pferd entsprechend seiner Bedürfnisse aus!

Ja, auch mangelnde Auslastung kann der Grund für Verhaltensprobleme bei Pferden sein. Hast Du vielleicht ein für den Hochleistungssport gezüchtetes Pferd und arbeitest mit ihm gerade mal 20-30min eher gemütlich und das auch noch nicht jeden Tag (es ist kein Jungpferd mehr)? Muss es den Rest der Zeit vielleicht auch noch in der Box stehen? Dann ist Dein Pferd höchstwahrscheinlich nicht ausgelastet und es fällt ihm unglaublich schwer sich zu konzentrieren, weil es eigentlich seinen inneren Bedürfnissen nachgehen möchte. Manchen Pferden reicht es vollkommen aus, wenn Ihr ein paar mal in der Woche zusammen etwas macht was euch beiden Freude bereitet. Andere Pferde hingegen benötigen viel mehr Aufmerksamkeit und möchten mehr bewegt werden. Das ist wie bei Hunden: verschiedene Hunderassen wurden für verschiedene Aufgaben gezüchtet, dadurch fallen ihnen aufgrund ihrer körperlichen und geistigen Voraussetzungen bestimmte Aufgaben leichter oder schwerer und sie möchten sie auch ausleben. Das bedeutet nicht, dass Du unbedingt das mit deinem Hund oder Pferd ausleben musst, wofür sie ursprünglich gezüchtet wurden, aber es gibt Dir eine Idee, ob Du dem Tier beispielsweise eher körperliche oder geistige Aufgaben stellen solltest. Manche Tiere haben perfekt auf diese Aufgabe selektierte Eigenschaften und Talente bereits in sich, die sie auch einsetzen möchten. Bekommen sie keine entsprechende Auslastung, kann das in großem Frust enden und sie gehen ihren inneren Bedürfnissen irgendwann einfach nach, auch wenn der Mensch das nicht möchte (z.B. Jagen beim Hund oder Durchgehen beim Pferd). Das ist bei Pferden nicht anders! Ein Vollblüter der für die Rennbahn gezüchtet worden ist, kann einen anderen Wunsch nach Bewegung haben, als beispielsweise ein gemütliches Fjordpferd. Wenn der Vollblüter einen sehr großen Bewegungsdrang hat und er nur ein paar mal die Woche ein bisschen im Schritt bewegt wird, kann es passieren, dass er irgendwann seinem inneren Bewegungsdrang dann einfach nachgeht (z.B. Steigen und anschließend durchgehen auf dem Reitplatz…). Sina zum Beispiel liebt Zirkuslektionen über alles – wenn ich das nicht wenigstens einmal in der Woche mit ihr mache, wird sie ziemlich bockig und zeigt mir das dann auch recht deutlich… Finde also heraus, was Dir und Deinem Pferd großen Spaß macht und baue dies in Eure Wochenroutine ein.

Lösungen für mögliche Ursache 5: Wenn Dein Pferd Schmerzen hat

Wenn Du Dir sicher bist, dass Dein Pferd Dich als Führungspersönlichkeit akzeptiert (Du hast Dein Pferd stets mit Leichtigkeit unter Kontrolle, kannst es überall hindirigieren, es folgt Dir respektvoll überall hin, es versucht nicht Dich regelmäßig umzurennen usw.), dann kannst Du Schmerz als Ursache für das Steigen in Betracht ziehen. Der Auslöser für das Steigen ist dann üblicherweise eine bestimmte Bewegung die vom Pferd verlangt wird, kein mentaler Reiz (wie z.B. Ablenkung durch ein anderes Pferd auf der Koppel o.ä.). In diesem Fall solltest Du

– die Ausrüstung (Trense, Sattel, Sattelunterlage etc.) überprüfen

– bei Problem mit dem Gebiss die Zähne untersuchen lassen

– bei Problemen mit bestimmten Bewegungsabläufen das Pferd z.B. auf Blockaden durch einen Ostheopathen o.ä. untersuchen lassen

– den generellen körperlichen Zustand betrachten (Wie ist der Trainingszustand des Pferdes? Ist es gut oder schlecht bemuskelt? Wie ist der Futterzustand? Ist der Bauch vielleicht aufgebläht? usw.)

Beispiele für Situationen in denen das Steigen auftreten kann

1. Das Pferd steigt beim Führen

Hier ist oft mangelndes Vertrauen oder Dominanzverhalten die Ursache.

Wenn Dein Pferd beispielsweise seinen besten Pferdekumpel auf der Koppel sieht, und unbedingt dort hinrennen möchte und Deine Hilfen nicht akzeptiert und daraufhin steigt, kannst Du Dir sicher sein, dass das Pferd Dich nicht als Führungspersönlichkeit akzeptiert hat.

Dreht Dein Pferd durch, wenn es z.B. bestimmte Gegenstände sieht, dann hat das Pferd nicht genug Vertrauen in Dich.

In beiden Fällen musst Du die Grundlagen des Horsemanship legen, um das Problem zu lösen.

2. Das Pferd steigt beim Longieren

Zusätzlich zu den anderen angesprochenen Ursachen, die auch auf das Longieren zutreffen können, können auch unpassend verschnallte Hilfszügel die Ursache sein. Wenn sie beispielsweise zu kurz sind, kann das Pferd seinen Kopf nicht mehr zum Balancieren verwenden. Gelangt das Pferd also in eine Situation, die ein besseres Gleichgewicht fordert und die Hilfszügel sind dabei zu kurz, kann das Steigen aus der Angst des Pferdes resultieren, sein Gleichgewicht zu verlieren. Vielleicht empfindet das Pferd auch die Verschnallart der Hilfzügel unangenehm (z.B. riegeln sich viele Pferde selbst herunter durch die sogenannte „Longierhilfe“. Kann bei manchen Pferden helfen, ist aber für die meisten Pferde doch eher unangenehm, da die Longierhilfe selbst sobald das Pferd nachgegeben hat immer noch riegelt). Probiere dann aus, ob es ohne Hilfszügel immer noch steigt und schließe aus, dass das Pferd Schmerzen hat (siehe weiter oben). Sollte das der Fall sein, ist auch hier mangelndes Vertrauen oder mangelnde Akzeptanz in Dich wahrscheinlich. Also auch hier wieder: Horsemanship Grundlagen legen 😉

3. Das Pferd steigt beim Reiten

Wie auch bei allen anderen Fällen musst Du hier natürlich auch als Reiter herausfinden, warum Dein Pferd überhaupt steigt. Es gibt viele Möglichkeiten, anbei einige Beispiele.

1. Bist Du vielleicht zu grob in Deiner Hilfengebung? Wenn sich ein junges Pferd beispielsweise weigert, den Zirkel zur Bande hin zu Ende zu laufen, dann ist mangelndes Gleichgewicht meist die Ursache. Wenn der Reiter nun mit aller Kraft das Jungpferd um die Kurve zwingen will, kann das in Steigen enden. Hier ist es sinnvoller, dem Pferd die Aufgabe einfacher zu machen: reite erstmal ein großes Oval, statt eines Zirkels. Dann kannst Du das Oval immer kleiner reiten, bis Du schließlich einen Zirkel reiten kannst.

2. Hast Du Deinem Pferd beigebracht, sensibel auf die Hilfen zu reagieren? Oder ihm überhaupt die Hilfen einzeln erklärt?  Kennt es die Bedeutung von treibenden Hilfen? Auch das kann manchmal eine Ursache sein: Das Pferd hat vom Reiter nie gelernt, was die einzelnen Hilfen bewirken sollen und steigt dann z.B. auf einseitigen Zügelzug. Eine Nachgiebigkeit auf die Hilfen kannst Du am Boden trainieren. Beispiele: Wenn Du Deinem Pferd die Hand auf die entsprechende Stelle am Bauch auflegst, muss es OHNE DASS DU ES FESTHALTEN MUSST mit der Hinterhand weg weichen können. Oder bei einseitigem Zügelzug muss es nachgiebig im Genick sein und sich stellen lassen.

3. Wenn das Pferd aus Dominanzverhalten steigt, es also sich einfach weigert Deine Hilfen umzusetzen weil es gerade keine Lust dazu hat, kann der Reiter das Steigen oft noch verhindern. Dazu ist es wichtig einzugreifen, BEVOR das Pferd steigt, sonst wird es gefährlich! Wenn Du fühlst, dass Dein Pferd gleich hoch geht, kannst Du versuchen seinen Kopf mit einem Zügel zur Seite zu „reißen“. Das Pferd kann so nicht steigen, weil es sonst das Gleichgewicht verlieren würde und das weiß es. Daher musst Du schneller sein als Dein Pferd. Steht das Pferd schon auf den Hinterbeinen, darfst Du auf keinen Fall den Kopf mehr zur Seite ziehen, da das Pferd sonst stürzen wird. Sollte das Pferd trotz dieses schnellen Eingreifens dennoch hoch gehen, steckt das Problem leider sehr tief. Das Pferd hat bereits gelernt, dass es sich gezielt durch Steigen dem Reiter entziehen kann. Grundsätzlich gilt es auch hier, die Grundlagen des Horsmanship zu legen. Für tiefergehende Ratschläge müsste ich mir die Situation allerdings selbst genauer ansehen.

4. Und zu guter letzt darf man natürlich den Faktor Ausrüstung nicht außer Acht lassen. Überprüfe also in jedem Fall alle Ausrüstungsgegenstände, die direkt am Pferd liegen. Ist das Gebiss noch in Ordnung? Passt der Sattel vielleicht nicht und das Pferd hat dadurch Schmerzen im Rücken? Bleibt die Schabracke oder die Satteldecke eingekammert oder rutscht sie auf den Widerrist herunter und drückt dadurch? Das sind alles Dinge, die für das Pferd sehr unangenehm sein können. Stelle also sicher, dass mit der Ausrüstung alles in Ordnung ist. Ein unpassender Sattel kann alles Training zunichte machen, egal wie gut der Reiter ist.

Zusätzliche Tipps

Grundsätzlich musst Du bedenken, dass jedes Pferd und jedes Problem natürlich sehr individuell sind. Solltest Du in dem gesamten Artikel keine Idee für einen Lösungsansatz für Dein Problem gefunden haben, kannst Du mich gern kontaktieren.

Nimm Dir genug Zeit und lass Dich nicht stressen

Es ist enorm wichtig sich genug Zeit für das Angehen der Probleme zu nehmen. Wenn Du an einem Problem mit Deinem Pferd arbeitest, darf auf keinen Fall Zeitdruck herrschen, denn das wäre ein weiterer, unnötiger Stressfaktor für Euch beide. Versuche die Trainingseinheiten also möglichst so zu legen, dass Du alle Zeit der Welt hast.

Nimm Dir auch generell Zeit für das Problem und erwarte nicht, dass es sich von heute auf morgen löst, auch wenn Du jetzt gezielt daran arbeitest. Sei Dir dessen bewusst, dass der Weg zum Ziel langwierig und steinig sein kann – lass Dich davon aber nicht entmutigen! 🙂

Beende die Trainingseinheit mit einem guten Gefühl

Es ist enorm wichtig, dass Du die Trainingseinheit mit einem guten Gefühl beendest. Dein Pferd hat gerade etwas besser gemacht als sonst? Super! Belohne es, indem Du es mit diesem guten Gefühl die Trainingseinheit beendest und es wieder in den Stall schickst.

Ich wünsche beste Erfolge für Dich und Dein Pferd und scheue Dich nicht, Dich bei mir zu melden, solltest Du Hilfe brauchen.