Das Pferd als Lehrmeister
Der beste Lehrmeister für uns ist das Pferd selbst.
Normalerweise sollten hier wohl Namen stehen, bei welchen Reitmeistern ich gelernt habe oder welche Reitweise mir die Augen geöffnet hat. Die Wahrheit ist aber: einige reiterliche Grundlagen habe ich zwar in einem klassischen Turnierstall gelernt, konnte diese Grundlagen bei meinem damaligen Pferd Koji dann aber einfach nicht anwenden… So wurde mein Pferd mein Mentor! Danke an meine Eltern, die mir schon als Kind den Traum vom eigenen Pferd ermöglicht haben: meinem Quartermix Koji!
Koji The Little King
Eine gängige Beschreibung von Koji wäre wohl „faul, stur und bockig“ gewesen. Aber ihm habe ich es zu Verdanken, dass ich begonnen habe, mich viel über Pferdeausbildung zu belesen. Das Standard Turnierstall-Schema hat bei ihm nicht funktioniert. Zum Glück wurde ich zu einer Zeit groß, wo viele tolle Pferdeleute angefangen haben ihr unbezahlbares Wissen ins Internet zu stellen. Mein Vater hat mich beim Reiten dann immer wieder gefilmt und ich verbrachte anschließend abends oft Stunden damit, das Video der Trainingseinheit mit Hilfe des neu errungenen Wissens zu analysieren.
Mit Trainern hatte ich einfach immer Pech. Ich habe zum Teil zwar wirklich tollen Input bekommen, aber zu Koji hatte das einfach nie gepasst. Nebenher ritt ich noch andere Pferde, die bei mir oft super liefen, weil ich im wahrsten Sinne des Wortes, die Zügel lockerer ließ.
Irgendwann begonn die Arbeit aus dem Selbststudium schließlich zu fruchten: Koji und ich haben es in den folgenden Jahren bis hin zu schweren Lektionen geschafft! Ich beschloss schließlich Pferde zu meinem Beruf zu machen, zog von Zuhause weg und fing ein Studium in Pferdewirtschaft an. Gerade mal zwei Monate dort, ereilte mich von Zuhause die schreckliche Nachricht: Koji ist verunfallt und weilt nicht mehr unter uns. Mein bester Freund und weiser Mentor war nicht mehr da.
Es sollte einige Zeit vergehen, bis ein neuer Mentor in mein Leben treten sollte: Sina.
Sina af Asgard
Sina ist ein etwas anderes Pferd: gehfreudig, hypersensibel und menschenbezogen (ok, etwas bockig ist sie auch 😉 ) – mehr oder weniger das genaue Gegenteil von Koji. Die ganze Lernerei ging gefühlt bei 0 los. Natürlich lernt man in der Reiterei stetig weiter, aber die Umstellung war schon ziemlich extrem. Inspiriert von einigen Kommilitonen, informierte ich mich über Methoden des Horsemanship und probierte sie an Sina aus – ich war begeistert. Innerhalb kürzerster Zeit lernte sie Grundlagen, für die ich bei Koji zuvor Monate oder Jahre gebraucht hatte.
Während andere Pferde die ich ritt wirklich gut liefen, musste ich bei Sina wieder lange tüfteln bis ich eine Möglichkeit gefunden hatte, sie wirklich locker zu reiten und das „Eilen“, zu dem sie ständig neigt, in Griff zu bekommen. Ich war schon so verzweifelt, dass ich nicht mehr weiter wusste. Schließlich hatte ich nach Jahren auch hier eine Lösung gefunden. Ab dem Moment wusste ich: kein Pferd ist wie das andere und nicht jede Ausbildungsmethode passt zu jedem Pferd, auch wenn sie noch so „natürlich“ sein mag!
Als ich bei Praktikas und schließlich nach dem Studium im Berufsleben immer wieder mit Pferden gearbeitet habe, geschah dies immer unter Zeitdruck und schlechter Bezahlung. Mir ging die Leidenschaft an der Arbeit mit den Pferden verloren. Die Pferde mussten „funktionieren“ so wie auch ich hatte „funktionieren“ müssen. Erst nachdem ich mich beruflich von den Pferden abgewandt hatte, fand ich meinen Lebensweg und meine Leidenschaft für diese fabelhaften Tiere wieder.
All meine Kenntnisse und Erfahrungen, die ich über die Jahre gesammelt habe, möchte ich gern auf dieser Website und in meinem Unterricht mit Euch teilen, damit Ihr nicht die gleichen Fehler machen müsst wie ich. Und merkt Euch:
Kein Ziel das ihr Euch steckt, sollte mehr wert sein als die Beziehung zwischen Euch und Eurem Pferd.